Sächsische Drogen- und Suchtpolitik
Bei der Entstehung von Abhängigkeitserkrankungen spielen viele sich wechselseitig beeinflussende Faktoren in individuell unterschiedlichem Ausmaß eine Rolle. So ist das Suchtmittel selbst mit seiner spezifischen Wirkung auf die konsumierende Person und seinem individuellen Missbrauchs- bzw. Abhängigkeitspotenzial entscheidend. Darüber hinaus sind soziale Faktoren, wie beispielsweise das soziale Umfeld der konsumierenden Person entscheidend. Diese Vielschichtigkeit der Entstehungsbedingungen von Abhängigkeitserkrankungen spiegelt sich auch in deren Behandlung wider. Aufgrund der komplexen Problemlagen kann Hilfe und Unterstützung für suchtkranke Menschen nicht allein durch das Suchthilfesystem geleistet werden. Vielmehr bedarf es differenzierter und vernetzter Hilfsangebote verschiedener Akteure aller gesellschaftlichen Bereiche.
Ziele und Säulen der sächsischen Drogen- und Suchtpolitik
Der Konsum von Suchtmitteln kann gravierende gesundheitliche, soziale, aber auch volkswirtschaftliche Folgen haben. In der sächsischen Drogen- und Suchtpolitik haben daher folgende Zielsetzungen einen besonderen Stellenwert:
- Konsum verhindern, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen
- schädlichen Konsum reduzieren und Eigenverantwortung fördern
- Suchterkrankungen frühzeitig erkennen und geeignete Hilfen ermöglichen
- Suchterkrankungen durch ein differenziertes Angebot an Hilfen behandeln
- weitere Eindämmung der Verfügbarkeit von Drogen.
Die vier Säulen der sächsischen Drogen- und Suchtpolitik
Zur Erreichung der Ziele basiert die sächsische Drogen und Suchtpolitik auf vier Säulen:
PräventionZiel der Präventionsmaßnahmen ist es, durch möglichst frühzeitige Aufklärung über Suchtmittel, deren Wirkungen und Risiken gesundheitliche Schäden und Suchtverhalten vom Einzelnen abzuwenden. Der Erstkontakt mit illegalen Drogen soll von Beginn an vermieden werden. Hierzu dienen Informationsangebote über Drogen und deren Gefahren sowie Programme zur Suchtprävention, beispielsweise zur Steigerung der Lebens- und Risikokompetenz von Kindern und Jugendlichen. |
Beratung und Behandlung, Hilfen zum AusstiegDas Suchthilfesystem hat den Anspruch frühzeitig und effizient zu unterstützen, um den Betroffenen und deren Angehörigen individuell die notwendigen Hilfen anbieten zu können. Die Akteure können durch gut vernetztes Handeln und abgestimmtes Vorgehen zielgerichtet beraten und notwendige Schritte in die Wege leiten. |
Maßnahmen zur SchadensreduzierungMaßnahmen zur Schadensreduzierung dienen der Stabilisierung der gesundheitlichen und sozialen Situation der bzw. des Suchtkranken. Ziel ist es, den Betroffenen durch die Festigung ihrer Situation den Weg aus der Sucht zu ebnen und diese zu einer Behandlung ihrer Suchtkrankheit zu bewegen. |
Repression und RegulierungGesetzliche Regulierungen, die auf allgemeine Verbote bzw. eine Angebotsreduzierung zielen, stellen die vierte Säule dar. Hierzu gehört beispielsweise das Sächsische Nichtraucherschutzgesetz. Auf bundesgesetzlicher Ebene kommen beispielsweise das Jugendschutzgesetz sowie das Betäubungsmittelgesetz hinzu. Die Verfügbarkeit von illegalen Drogen soll zudem durch eine konsequente Strafverfolgung im Hinblick auf die Herstellung, den Handel und den Schmuggel illegaler Substanzen eingeschränkt werden. |
Maßnahmen der sächsischen Drogen- und Suchtpolitik
Sachsen verfügt über ein differenziertes Hilfesystem. Zur Weiterentwicklung und Umsetzung von Präventions- und Unterstützungsangeboten für Suchtkranke und -gefährdete sowie von Modellen zur Weiterentwicklung von Versorgungsstrukturen unterstützt der Freistaat Sachsen zahlreiche Vorhaben über die Richtlinien »Psychiatrie und Suchthilfe« sowie »Investition und Teilhabe«. Zukünftig gilt es, verstärkt bestehende Angebote besser zu verzahnen und auszubauen und regionale Defizite zu beheben.
2017 wurde die »Landesfach- und Koordinierungsstelle Suchtprävention Sachsen« geschaffen. Die Fach- und Koordinierungsstelle bietet den sächsischen Landkreisen und Kreisfreien Städten Beratung und Unterstützung bei der Vernetzung, Planung und Durchführung suchtpräventiver Vorhaben an. Darüber hinaus soll der Fach- und Informationsaustausch zwischen Landes- und Kommunalebene im Freistaat gestärkt werden und die Etablierung von Angeboten der Suchtprävention wirksamer durchgeführt werden können.
Die Fach- und Koordinierungsstelle Suchtprävention Sachsen ist ein gemeinsames Projekt der Sächsischen Landesvereinigung für Gesundheitsförderung e.V. und der Sächsischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren e.V.
Weiterführende Informationen
- Internetauftritt der Fach- und Koordinierungsstelle Suchtprävention Sachsen
- Förderungen durch den Freistaat Sachsen im Bereich Suchthilfe
- Suchtprävention in Sachsen
Fokus Crystal und 10-Punkte-Plan
Im Mai 2014 verabschiedete die Sächsische Staatsregierung die Konzeption zur Prävention und Bekämpfung des Crystal-Konsums in Sachsen sowie einen ressortübergreifenden 10-Punkte-Plan Crystal. Grund dafür war ein besorgniserregender Anstieg des Konsums von Methamphetamin (Crystal), der sich in einem deutlichen Anstieg von Hilfesuchenden in der Suchtberatung widerspiegelte.
Zur Umsetzung der Konzeption und des 10-Punkte-Plans wurde im Mai 2014 eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe Crystal (AG Crystal) gegründet. Diese arbeitet unter Leitung der Staatssekretärin des sächsischen Sozialministeriums und setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern des Sozial-, Innen-, Justiz-, Kultus- und Wirtschaftsministeriums, des Landespräventionsrates, des Landesfachausschusses Suchtprävention sowie des Sächsischen Landkreis- sowie Städte- und Gemeindetages zusammen. Die Geschäftsleitung obliegt der Geschäftsstelle des Landespräventionsrates (LPR). Nachdem für den Bereich Crystal seit 2017 zurückgehende Fallzahlen in der ambulanten Suchthilfe registriert werden konnten, wurde in der AG Crystal mehrheitlich präferiert, künftig die Arbeit der AG auf das Feld aller illegalen Drogen auszuweiten bzw. die Themenschwerpunkte entsprechend der sich ändernden aktuellen Gegebenheiten anzupassen.
Zur Umsetzung des 10-Punkte-Plans sowie der Arbeit der AG Crystal hat das sächsische Sozialministerium gegenüber dem Sächsischen Landtag umfassend Stellung genommen:
- Umsetzung 10-Punkte-Plan zur Prävention und Bekämpfung des Crystal-Konsums Antwort des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz (jetzt: Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt) auf die Große Anfrage (Drucksache-Nr. 6/11188)
- Suchtmittelkonsum in Sachsen - Schwerpunktbereich Methamphetamin (Crystal) Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz (jetzt: Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt) auf die Große Anfrage (Drucksache-Nr. 6/11420)